Abitur für alle ? Haben sich die Maßstäbe verschoben?
Wenn ich bei meinen 3 Enkeln am Chiemsee zu Besuch bin, fällt mir immer wieder auf, wie sehr sich ihre Eltern um die Hausaufgaben der Drei kümmern (müssen??).
Anike ist in der 2. Klasse Grundschule; Junis und Valeska in der 5. und 6. Klasse Gymnasium). Es fällt mir schwer, kein Kommentar dazu abzugeben.
In meiner Zeit (50er und 60er) -wohlgemerkt auch ein bayrisch/fränkisches Gymnasium- war ich völlig auf mich allein gestellt. Meine Eltern waren Arbeiter mit Volksschul-Abschluss und konnten mir nicht helfen. Klar war, wenn ich wegen ungenügender Leistung vom Gymnasium hätte abgehen müssen, wäre ich halt in die "Lehre" bei Kugelfischer oder Sachs in Schweinfurt gegangen, wie die meisten Freunde aus meinem Dorf.
Ich habe es trotzdem ohne „Sitzenbleiben“ geschafft, Abi gemacht, studiert und dazu noch "den Doktor gemacht".
Mein 2 Jahre jüngerer Bruder hatte nicht das "Sitzfleisch", machte nach 8 Jahren Volksschule eine Lehre, dann noch eine zweite Lehre, irgendwann den "Meister" und hat es mit 40 zum Geschäftsführer eines mittelständigen Unternehmens geschafft.
In meiner Zeit haben 5 % eines Jahrgangs das Abitur gemacht; heute sind es mehr als die Hälfte. Sind denn alle schlauer geworden??
Mit Volksschul-oder Mittelschul-Abschluss konnte man in den 60ern sogar -wenn man gut war- eine Lehre als Bankkaufmann machen. Heute muss man dafür Abitur und den "Bätscheler" haben.
Es ist wie im Kino: Einer steht auf, damit er besser sieht. Dann stehen die anderen auch auf, weil sie auch besser sehen wollen. Und am Schluss stehen alle; und sie sehen genauso schlecht wie vorher, nur dass ihnen jetzt die Füße weh tun.