Immobilienkauf und Miete; Wie groß ist die Rendite?
In den 90ern war ich für die Überprüfung der Werke meiner Firma zum Thema "Sicherheit und Umweltschutz" zuständig. Unter anderem auditierte ich auch ein kleines Bayer-Werk in Istanbul. Zum Abschluss meiner Untersuchung hat mich dann der dortige Werksleiter zu einem Abendessen in einem feinen Restaurant am Bosporus eingeladen. Dabei kam seine Ehefrau auf einen geplanten Haus- oder Wohnungskauf in dieser feudalen Ecke der türkischen Hauptstadt zu sprechen.
Ich habe noch in Erinnerung, dass sie sagte, ein Kaufpreis von mehr als das 100fache einer Monatsmiete sei überteuert. Wie sie auf diese Zahl kam, konnte sie mir nicht erklären.
Zuhause habe ich mal nachgerechnet:
Nimmt man 1/100 des Kapitals als Monatszins an, so kommt man auf 12/100 = 12 % Ertrag pro Jahr.
Schon damals litt die Türkei unter einer sehr hohen Inflation. (Ich habe einen 1. Million Lira-Schein –damals knapp 4 DM- gerahmt und "Meine 1. Million" darunter geschrieben.) Eine Rendite von 12 % p.a. für eine Immoblie war deshalb in der Türkei durchaus normal.
Man kann sich als Regel merken:
Kaufpreis von 100 Monatsmieten 12 % Rendite p.a.
Und mit einer einfachen Rechnung mögliche andere Renditen ausrechnen:
200 Monatsmieten 6 % Rendite
300 Monatsmieten immerhin noch 4 % Rendite pro Jahr.
In der heutigen Null-Zins-Zeit hätte man bei einer erzielbaren Monatsmiete (ohne Nebenkosten natürlich) von 1.000 Euros immerhin noch traumhafte 4 % Rendite pro Jahr, wenn man für die Wohnung 300 x 1.000 = 300.000 Euros auf den Tisch des Verkäufers legen muss!
In der Zeitung las ich, dass man für eine Imobilie maximal die 25 fache Jahresmiete als Kaufpreis bezahlen soll. Das wären dann 300 Monatsmieten und nach meiner obigen Fausformel 4 % Rendite.
Umgekehrt kann man natürlich auch eine (fiktive) Monatsmiete für ein (selbstgenutztes) Wohnobjekt mit einem Marktpreis von z.B. 400.000 € ausrechnen. Wenn man 3 % Rendite p.a. anrechnet, ergibt sich nach der obigen Faustformel ein Monatsmiete/Kapital-Verhältnis von 1:400.
D.h. die fiktive (eingesparte) Monatsmiete wäre dann 1.000 Euro.
Natürlich muss man als Vermieter für eventuelle Instandhaltungen und Reparaturen noch etwas zurücklegen. Mein Freund Horst Huck setzte als Werks-Ingenieur dafür 1 % pro Jahr an. Das heißt, dass man für ein 400.000 €-Objekt jährlich 4.000 € „zurücklegen“ muss.
Man sollte also bei der errechneten „Rendite“ (z.B. Kaufpreis von 300 Monatsmieten = 4 % Rendite) noch dieses 1 % abziehen, um auf der sicheren Seite zu sein. Bei diesem Beispiel beträgt dann die tatsächliche Rendite 3 %.